Karl Kunz – Einzelgänger der Moderne 10.09. – 23.10.2022
Joost van Mar zeigt Karl Kunz (1905-1971) – Einzelgänger der Moderne
www.joostvanmar-galerie.de
Öffnungszeiten: Dienstag – Sonntag 12:00 – 17:00 Uhr
Ausstellung „Einzelgänger der Moderne“ Malerei von Karl Kunz (1905-1971), Augsburg/Frankfurt am Main Galerie Joost van Mar in der Kunsthalle Kühlungsborn, 10.09. – 23.10.2022
In der spektakulären Ausstellung zur Wiedereröffnung der Berliner Neuen Nationalgalerie hängt neben einem Picasso ein Bild eines bislang wenig bekannten Surrealisten. Ein Gemälde von Karl Kunz. Kaum ein anderer deutscher Maler hat die Errungenschaften der Klassischen Moderne so intensiv hinterfragt und weiterentwickelt. In der Kunsthalle Kühlungsborn stellt die Warnemünder Galerie Joost van Mar – das KonsulaRt ab 10. September zwanzig großformatige Gemälde des Augsburger Malers aus. Karl Kunz (1905-1971) gehört zu den Malern der sog. Verschollenen Generation. Wie bei vielen seiner Zeitgenossen, die sich den grundlegenden Neuerungen der künstlerischen Avantgarde zu Beginn des 20. Jahrhunderts verbunden fühlten, galt auch das Werk von Kunz während des Dritten Reiches als „entartet“. Umso eindrucksvoller ist, dass er, abgeschnitten von den Entwicklungen der internationalen Kunst, in den 1930’er und frühen 1940’er Jahren zurückgezogen in Augsburg, ein eigenständiges surreales Werk entwickeln konnte. Nach Ende der NS-Kunst Doktrin blieben für Karl Kunz, abweichend vom Kanon der Westdeutschen Nachkriegs-Malerei Figuration und Abstraktion gleichwertige Elemente seines Schaffens. Als Existenzialist galt sein Interesse der Erforschung des Unbewussten, dem er als Maler spielerisch-experimentell nachspürte. In seinen vielschichtigen Kompositionen, die durch antike Mythen, Symbolik aus späteren Kunstepochen, v.a. aber durch den Individualismus der Moderne inspiriert sind, verbildlicht Karl Kunz wirkungsvoll den Übergang von der Realität in surreale Bilderwelten und Visionen. Das Oeuvre des Künstlers stand stets im Dialog mit der experimentellen Weiterentwicklung der zeitgenössischen Malerei. Die Ausstellung in der Kunsthalle Kühlungsborn zeigt eine Auswahl seiner Werke in einer Zeitspanne der 1930‘er bis 1960‘er Jahre. Werke von Karl Kunz befinden sich in Ausstellungen der Neuen Nationalgalerie Berlin, des Museums der Bildenden Künste Leipzig, des von der Heydt-Museums Wuppertal und vieler weiterer Museen in Deutschland. Zur öffentlichen Vernissage lädt die Galerie Joost van Mar am Samstag, 10. September 17 Uhr in die Kunsthalle Kühlungsborn ein. Zur Einführung spricht Wolfgang Kunz, künstlerischer Nachlass Betreuer, zu Leben und Werk seines Vaters. Die Verkaufsausstellung „Einzelgänger der Moderne“ ist dann bis zum 23. Oktober jeweils von Dienstag bis Sonntag, 12 – 17 Uhr in der Kunsthalle Kühlungsborn geöffnet.
Für Einflussforscher bietet Karl Kunz ein ideales Feld. Da kann Picasso Vermutet werden, Giorgio de Chirico oder auch Max Ernst. Doch ebenso, wie es schwierig ist, den Begriff Surrealismus zu definieren, ebenso schwer dürfte es sein, die höchst komplexe, ambivalente Bildwelt des Malers und eminenten Zeichners Karl Kunz in Worte zu fassen. Das mehrdeutige, die Aufhebung der Naturgesetze, die innigen Kombinationen des Alogischen, das Frappante der signifikanten Versatzstücke, der figurale Clinch der partialisierten menschlichen Leiber, die Theatralik tanzender Kulissen und Gliedmaßen: das ganze Repertoire von pittura metafisica.
Dada und Surrealismus scheint hier zusammengeführt zu sein zu einem perfekt gestalteten Ineinander stets neu erfundener Möglichkeiten und abgewandelter, vermeintlicher Zitate. Karl Kunz scheint resümieren zu wollen, was das 20. Jahrhundert uns gebracht hat. Dabei bleiben die Momente des Klassischen durchaus verpflichtend und dominant. Reinhard Müller-Mehlis
Das Münchner Kunstjournal
Heft 40/2009