Malerei / Objekte
Ausstellungseröffnung: 18.07.09 17.00 Uhr
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag, 12:00 – 17:00 Uhr.
Der Kosmos des Hans Wilfried Scheibner
Es ist eine ganz eigene Welt, die sich der Künstler Hans W. Scheibner geschaffen hat. Seit 1978 wohnt er mit seiner Frau, der Malerin Karin Zimmermann, in Maßlow, einem kleinen Ort bei Wismar.
Dieses berufliche und private Zuhause ist längst Tatort gesamtkunstwerklicher Unternehmungen und Veranstaltungen geworden. Die ehemalige Schmiede ist nicht schlechthin Atelier und Künstlerwerkstatt, sondern eine furiose Mischung aus Jahrmarktsbude und Alchimistenküche, Zimmertheater, Künstlerkneipe und Raritätenkabinett. In diesem schier explodierenden Kunstraum realisiert Hans W. Scheibner seine multimedialen Gaukeleien und poetischen Spiele, mit denen er letztlich ein wenig Wärme und Freundlichkeit unter die Leute bringen will.
„Ich wollte schon immer alles machen“ formuliert der Maler, Zeichner, Plastiker, Bühnen-, Kostüm- und Puppengestalter, Regisseur, Installations- und Performancekünstler sein Lebensmotto: „Früher wollte ich alles auseinanderhalten, wollte Maler sein, mal Theatermann, mal Bildhauer. Aber dann hat sich alles miteinander entwickelt und sich gegenseitig befruchtet“. In der Malerei und Plastik hat sich Theaterarbeit artikuliert, in Theater bildende Kunst. Für seine künstlerischen Ideen kann er sich souverän der unterschiedlichen Medien bedienen. „Als Theatermann denke ich als bildender Künstler und als bildender Künstler als Theatermann.“
Geboren wurde er in Zwenkau, einer Kleinstadt bei Leipzig. Er verlebte wichtige Jahre in Leipzig und Berlin, u.a. nahm er Plastikunterricht bei Hellmuth Max Chemnitz in Leipzig. An der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst studierte er bei Prof. Werner Tübke Malerei und danach bei Heinrich Kilger Bühnenbild in Berlin-Weißensee.
Seine erste Ausstellung fand in der prominenten Galerie am Sachsenplatz in Leipzig – gemeinsam mit Kurt Querner –statt. 1980 begannen erste Kontakte zum Wismarer Puppentheater. Es folgten Regiearbeit, Gastdozententätigkeit u.a. an der Berliner Schauspielschule „Ernst Busch“, Abteilung Puppenspiel, und das zeitweilige Wirken als Direktor und Regisseur am Kammer- und Puppentheater Wismar.
Eine Sehnsucht nach Weiblichkeit dokumentieren seine zahlreichen Frauenporträts. Hans W. Scheibner will den Zauber, die Ausstrahlung der Menschen festhalten, die Seele hinter der äußeren Erscheinung sichtbar werden lassen. Eine eigene Werkgruppe bilden die in letzter Zeit entstandenen „Boxerbilder“. In den meisten Gruppenbildern – wie das Triptychon „Die Weltmeister“ von 2008 – thematisiert er, wie sich Menschen als Sieger verhalten. Der Kampf und die Persönlichkeit des Boxers als Symbolfigur sind ihm bei den ausgeführten Darstellungen wichtig. Hier fließen eigene Boxerfahrungen ein.
In dem 2009 entstandenen Diptychon „Die Welle“ fließen viele Gestaltungselemente der Kunst von Hans W. Scheibner ein. Groteske Züge, surreale, das Bedrohliche der Welle wird mit der nichts bemerkenden Festfreude des Musikanten und der Zuhörer zu einem unheilschwangeren, hintergründigen Bild. Auf der rechten Tafel schiebt sich der Tod unter die Menschen, hoffnungsvoll steht ein Kind – en face dargestellt, ein Selbstbildnis des Malers als Junge- am rechten Bildrand. Leben und Tod, Anfang und Ende, die Werke von Hans W. Scheibner berühren emotional.
Andrea Richter-Mahlo, 2009
Auszug aus dem Katalogtext