PROF. KNUT W. MARON / SUSAN PIETZSCH / NINA KLATT / ELKE DOMBROWSKI / HAGEN STÜDEMANN / ANJA HORN / JENS WISOTZKY / NADEGE MUREZ
Ein Jahr zuvor hatten sich acht Künstlerinnen und Künstler, Absolventen und Lehrer der Fachschule Heiligendamm, während eines zweiwöchigen Symposiums in der einst so weissen Stadt am Meer auf die Suche nach dem Genius Loci begeben – nach dem Geist dieses Ortes.
In einer warmherzigen und melancholischen, gleichfalls genauen und analytischen Einführung machte der frühere Rektor der Schule, Prof. Dr. Joachim Skerl, mit dieser ungewöhnlichen Exposition bekannt.
Die Kunsthalle wurde beherrscht durch eine Installation von Susan Pietzsch und Nina Klatt. Meterlange weiße Stoffbahnen schwebten an Fäden im Raum. Auf den Fahnen die verblassten Namen der Sanatorien von Heiligendamm: »Haus Mecklenburg«, »Liebknecht«, »Luxemburg«. Oder einfach nur eine Nummer. Die beiden Künstlerinnen präsentierten zudem Schmuckarbeiten. Auf Papierringen erschienen verblassende Fotos von einzelnen Bauten in Heiligendamm, transparent sichtbar gemacht, denen etwas Märchen- und Geisterhaftes innewohnte, so, als blicke man vom Meer aus, im leichten Nebel oder Dunst, auf diesen Ort und seinen Genius. Schemenhafte Traumbilder allesamt. Die Ringe aus Papier wurden von Edelstahl- und Silberdrähten in Form gehalten.
Gegenüber eine überdimensionale Fotografie vom »Haus Mecklenburg«, dessen fortschreitender Verfall von der klassizistischen Schönheit noch übertönt wird. Elke Dombrowski, Anja Horn und Hagen Stüdemann gaben dem dahinsiechenden Gästehaus mit einfachsten Mitteln ein neues Antlitz, indem sie diesem Bau für kurze Zeit die leeren Fensterhöhlen von innen mit azurblauem Papier und darauf schemenhaft aufgemalten fliegenden Möwen verklebten. Mit einem Mal erschien das Haus in einem völlig neuen Gesicht, lebhaft, in Bewegung und doch schon in Abschiedsstimmung, in Auflösung, mit den Möwen, die schweigend aus den Fenstern davonsegeln.
Jens Wisotzky steuerte ein Triptychon bei. Drei quadratische Bilder in Erdtönen. Ungewöhnlich: Wisotzky zog die grundierten Leinwände über Gras und Sand; die Spuren des Bodenkontakts waren Grundlagen für seine Bilder.
Auch die anderen Arbeiten von Prof. Knut Wolfgang Maron und Nadege Murez enthalten ihren eigenen Zauber, machen die Verbundenheit zu diesem Ort in Gestalt eines flüchtigen Traums sichtbar und offenbarten etwas von der ganz persönlichen Spurensuche der Künstler.
Dieser unverwechselbare und von den Wirren der Zeit letztlich verschont gebliebene Geist dieser Stadt sei, so Joachim Skerl, zart und zerbrechlich, poetisch leise, er gleiche einer Liebesbeziehung, die sich jeder pragmatischen Direktheit entzieht und unaussprechlich bleibt. Die Kunst vermag ihr Form und Ausdruck zu geben.