»Ich will mit meiner Kunst Einheit, Reinheit und Mäßigung der Bildwirkung erreichen, die fernab jeder Gefühlsbetonung und jeden dramatischen Ausdrucks dem Betrachter wie ein Lehnstuhl sein soll.« – Henri Matisse
Eine Ausstellung mit Bildern von Henri Matisse zu sehen, war vor wenigen Jahren unerfüllbarer Traum, erinnerte sich Kühlungsborner Kunsthallenchef Franz Norbert Kröger bei der Eröffnung der ersten Matisse-Ausstellung im Ostseebad. Nun kann er eine Ausstellung des berühmten französischen Malers und Grafikers, der neben Picasso zu den Größten der Malerei des 20-sten Jahrhunderts zählt im eigenen Haus vorstellen, freute er sich. Die Landtagsabgeordnete Beate Mahr dankte dem Galeristen für die ungewöhnliche Ausstellung. Zu sehen waren Originalfarbgrafiken aus den letzten 15 Lebensjahren des außergewöhnlichen Künstlers, der 1869 in Le Cateau-Cambrésis in Nordfrankreich geboren wurde und 85-jährig in der Nähe von Nizza verstarb.
Matisses’ Aushängeschild war die Farbe, nicht das Bunte, sondern ihre »Organisiertheit«, indem er leuchtende, reine Farbflächen in scharfer Abgrenzung gegeneinander stellte. Sein Ziel war die »Entschlackung« der Farbe, ihr Rhythmus und musikalischer Zusammenklang.
Matisse erteilte der streng akademischen Malweise eine Absage. Er war zunächst von der Malweise des Impressionismus seiner Frühzeit beeinflusst, griff sie auf, überwand sie aber und stellte ihr etwas Neues gegenüber. Der Künstler entwickelte einen persönlichen Stil, in dem die starken Farben, das helle Licht und eine an der Realität orientierte Formgebung vorherrschten. »Farben zu kombinieren, so schön sie auch sein mögen, genügt nicht, die Farben müssen aufeinander reagieren«, erklärte Matisse zu seinem Schaffensprozess.
So war das oft zufällig und spielerisch Wirkende Ergebnis unzähliger Vorstudien und harter Arbeit. Er schuf die Farblithografie, mehrere Zyklen dieses Genres, darunter »Nus bleus«, blaue Figuren. An ihnen hat er lange gearbeitet. Einige aus dem Jahr 1952 hingen in der Kühlungsborner Ausstellung. Gezeigt wurden auch Illustrationen zum Roman »Ulysses« von James Joyce. Matisse gestaltete seine Bilder in den 40er Jahren auch mit Buntpapier, dem er selbst die leuchtende Farbe verlieh. Er selbst nannte diese Arbeiten als »Zeichnen mit der Schere«. Sie wurden als Lithos auch gedruckt.
Große glatte Flächen beherrschen die grafischen Arbeiten von Matisse. Die dargestellten Gegenstände und Menschen fügen sich nahtlos ein. Die menschlichen Körperformen sind bis zum Äußersten vereinfacht, jegliche Tiefenvorstellung ist ausgeschaltet und lässt so auch das Körperliche
flächig erscheinen.
Henri Matisse wollte sich eigentlich der Juristerei widmen, als er jedoch während des Studiums erkrankte, begann er mit dem Zeichnen. Seiner Krankheit wegen lebte er zurückgezogen, wurde jedoch 1905 durch seine großflächige Farbgestaltung mit einem Schlag bekannt. Als die Gruppe »Fauves« – die Wilden – gegründet wurden, gehörte er zu den Hauptvertretern, war sogar ihr geistiges Haupt.
»Malen heißt nicht Formen färben, sondern Farben formen.« – Henri Matisse