Kunsthalle Kühlungsborn zeigt Klassische Japanische Holzschnitte
Ausstellungseröffnung: 01.09.07 um 17.00 Uhr
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag, 12:00 – 17:00 Uhr.
Im vormodernen Japan spiegelt sich das Leben in den ukiyo-e benannten Holzschnitten wieder, die dem Betrachter das bunte Treiben „der fließenden Welt“ vermitteln. Da diese Kunst im Volk selbst seine Abnehmer und seine Herausgeber fand, die sie finanzierten, konnte sie sich von den thematischen und stilistischen Vorgaben der Feudalkultur freihalten. Zu den beliebten Motiven gehörte das Volkstheater, das Kabuki. Im Gegensatz zum stark stilisierten, aristokratischen Nô lebte das Kabuki von der bunten Vielfalt und der Vitalität des städtischen Lebens; der Farbholzschnitt nahm die Theatermotive auf, stellte etwa Bühnen in Gesamtansicht dar, belieferte einen zunehmenden Markt für Schauspieler- Darstellungen – also eine Art Fan-Poster – und verhalf so umgekehrt dem Kabuki zu größerer Beliebtheit. Auch das Leben der Vergnügungsviertel, in die die Regierung die Prostitution verbannt hatte, wurde von der ukiyo-e als Motiv für wert erachtet. Kultivierte Kurtisanen wurden abgebildet und ihr oft exklusives, luxuriöses Leben, in das sich aber – typisch japanisch – auch ein Unterton von Melancholie einschlich. Auf zahlreichen Holzschnitt-Drucken findet man Darstellungen Geisha-Bijin und schönen Frauen vor ihren Schmink-Kästchen sitzend. Die Landschaftsdarstellung spielt schon seit Mitte des 17.Jhs. ihre Rolle im Holzschnitt, zunächst jedoch nur als phantastischer oder stilisierter Hintergrund für Figuren. Später erfuhr sie eine Aufwertung, indem sie als lyrisches Element die Jahreszeit andeuten half und zu einer dichten Atmosphäre der Drucke beitrug. Unabhängiges Motiv wurde sie erst durch Hokusai und Hiroshige. Darstellungen aus dem alltäglichen Leben zeugen heute noch vom Leben aus der Edo-Zeit. So sind Darstellungen von traditionellen japanischen Bädern gerne gesehene und von Sammlern gesuchte Sujets. Samurai in aussergewöhnlichen Rüstungen, hoch zu Pferd, oder auch in einer Schlacht, wurden von den Ukiyo-E-Künstlern ebenfalls gerne dargestellt.
Suzuki Harunobu (1724-1770) mit seinen zarten Frauengestalten war der erste „Klassiker“, gefolgt von Koryûsai (tätig ca. 1764-88) und Kiyonaga (1752-1815), die anfangs in ähnlichem Stil arbeiteten, wobei letzterer mit seinen Szenen aus dem Leben Edos die weitere Entwicklung des Holzschnitts stark prägte.
Eine überragende Rolle spielte in dieser Gruppe der Klassiker Utamaro I. (1753-1806) mit seinen wundervollen Frauenporträts. Auch Toyokuni I. (1769-1825), der sowohl für seine Schauspieler- als auch Frauendarstellungen bekannt war, gehört noch in diesen Kreis.
Sein Schüler Kunisada (1786-1864), dessen frühe Frauendarstellungen von hoher Qualität zeugen, wird bereits zu den „Dekadenten“ gezählt, was auf seine in späteren Jahren große Produktion, die zum Teil von seinen Schülern unter seinem Namen gefertigt wurde, zurückzuführen ist. Aber auch Eizan (1787-1867), dessen Frauengestalten stark von Utamaro beeinflusst sind, und Eisen (1790-1848), bei dem neben Frauendarstellungen auch Landschaften zu beachten sind, werden als „dekadent“ bezeichnet, ebenso wie Kuniyoshi (1797-1861), in dessen phantasiereichen Darstellungen aus der japanischen Geschichte und Legende sowie in seinen wenigen Landschaften schon westlicher Einfluss spürbar wird. Erst Ende des 18. Jahrhunderts etablierte Toyoharu (1735-1814), Gründer der Utagawa-Schule, Landschaftsdarstellungen auf Holzschnitten im Rahmen der Ukiyo-e. Die beiden großen Meister dieser Richtung waren der geniale Hokusai (1760-1849), der in Europa und Amerika durch „Die Woge“ aus den „36 Ansichten des Fuji“ weithin bekannt ist, und Hiroshige (1797-1858), von denen die europäische Kunst zuerst, später auch von anderen Meistern, stark beeinflusst wurde und mit zur Entstehung des Jugendstils führte. In dieser Ausstellung kann der Besucher der Kunsthalle Kühlungsborn einen schnellen und umfassenden Einblick in die Kunst der Klassischen Japans nehmen.
In der Kunsthalle Kühlungsborn werden ca. 80 Arbeiten der wichtigsten Künstler gezeigt. Alle Arbeiten können erworben werden.
Kurator der Ausstellung ist Franz N. Kröger.