Ausstellungseröffnung: 05.06.10 17.00 Uhr
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag, 12:00 – 17:00 Uhr.
Leuchtende Farbigkeit empfängt den Betrachter der Bilder, zieht ihn förmlich in die Landschaften, Porträts und Figurenbilder hinein. Ein vehementes Fest in Rot, Gelb, Orange, Blau, Grün und Braun.
Die Arbeiten von Karin Zimmermann – entstanden in den letzten 10 Jahren – sind ein Bekenntnis zum Elementaren und Ursprünglichen. Die Künstlerin liebt das Kräftige, Entschiedene. Ihre intensiven Farbklänge verleihen den Bildern eine magische Dimension. Diese suggestive Wirkung wird durch eine auf das Wesentliche reduzierte Bildsprache verstärkt.
Bei dem „Porträt einer jungen Frau“ ist der Kopf monumental ins Bild gesetzt, ein flammendes Gelb mit wenigen blauen Linien konturiert, den Hintergrund bildet das farbige Echo dieser Klänge, lenkt den Blick in die Tiefe. Festigkeit, Ruhe und Sinnenfreude vermitteln die Porträts, die Darstellungen von Menschen am Meer, die Partygäste und die zahlreichen Natureindrücke von Mecklenburg, Spanien, Portugal, Südfrankreich und Norwegen.
Das sind keine naturalistischen Abbildungen der Realität.
Stimmungen, Eindrücke und Gefühle werden von Karin Zimmermann in eine andere, künstlerische Wirklichkeit übersetzt. Dabei benutzt sie vor allem die Farbe als wesentliche emotionale Komponente. Ihre expressiven, großzügigen Bilder entstehen auf sehr unterschiedliche Weise. Zum einen beginnt sie mit Farbflächen: Häufig mit Gelb oder Rot. Erst dann überlegt die Malerin den weiteren Aufbau – sie beschreibt es so: „In Zwiesprache mit dem Bild, als Abenteuer der Phantasie“ entsteht das Werk. Zum anderen bringt sie mit lockerer, spontaner Pinselschrift eine Zeichnung auf das Papier, in die dann die Acrylfarben eingesetzt werden. Die Abbilder ihrer inneren Visionen schildert die Künstlerin so:
„Meine Himmel sind ganz selten blau, sie sind gelb, orange oder grün, sie sind so, dass alle übrigen Farben dieser erdachten Farbe entsprechen, dass es für mich einen wohlklingenden Klang auf dem Bild ergibt“. Man könnte es auch als „Sinfonie für die Augen“ bezeichnen, in der erst das Zusammenspiel das Ganze prägt.
Neben dem Hauptelement Farbe spielen die Linien mal eine untergeordnete, mal eine dominantere Rolle. Mitunter begleiten sie die Farbe, hin und wieder gehen sie unabhängige Wege, manchmal umfassen sie verschiedene Farbstufungen zu einer Einheit.
Die Liebe zur Natur und Landschaft hat sicherlich bei Karin Zimmermann auch einen biografischen Hintergrund. Geboren 1944 im Vogtland, in der Nähe von Klingenthal, lebte Karin Zimmermann bis zum 18. Lebensjahr in Plauen. Plauen – da denkt man an Wolle und Spitze, an Kirchen und Malzhaus, an schöne barocke Bürgerhäuser und natürlich an die herrliche Landschaft. Hier ging sie zur Schule und absolvierte eine Schneiderlehre. Die nächste Station war Berlin, dort studierte sie Modedesign. Nach dem Diplom war sie Modegestalterin im Verlag für die Frau in Leipzig. Als weiterführende Ausbildung hatte sie die Modegrafik ins Auge gefasst. Die Künstlerin verfügt über Stärken in der Zeichnung und Farbkomposition, sie besitzt eine genaue Beobachtungsgabe, Phantasie und Einfühlungsvermögen. Ihrem Gestaltungswillen reichte das Medium Mode bald nicht mehr, sie suchte andere Ausdrucksmittel. 1975 lernte sie ihren späteren Mann, den Maler, Plastiker und Regisseur Hans Scheibner, kennen. Mit ihm ging sie in den Norden nach Wismar.
Von der Landschaft war sie fasziniert, in Mecklenburg begann sie zu malen.
1978 zog das Paar aufs Land, nach Maßlow. Dieses Refugium in der Nähe von Wismar ist ein besonderer Ort. Er ist Lebensraum, Atelier, Galerie und Kommunikationszentrum in einem. Häufig treffen sich hier Musiker und Theaterleute zu Aufführungen. In Maßlow konnte die Künstlerin ihre Lebensvorstellung verwirklichen, hier fühlt sie sich zu Hause. Seit der Aufnahme in den Verband bildender Künstler 1979 arbeitet Karin Zimmermann nun freiberuflich als Malerin. Eine wichtige Anregung war für sie die Begegnung mit dem Werk von Emil Nolde in Seebüll an der Nordsee. Es gibt keinen anderen deutschen Maler, der für die Darstellung der inneren und der äußeren Welt so ausschließlich die Farbe benutzt wie er. Seine Blumenbilder und Landschaften begeisterten Karin Zimmermann. Wenn man ihre ausdrucksstarken und sinnlich-poetischen Bilderzählungen betrachtet, spürt man die beharrliche und jahrzehntelange Auseinandersetzung mit der Malerei. Neben Nolde entdecke ich als wesensverwandt Expressionisten wie Pechstein, Jawlensky und Kirchner.
Mit einer ganz eigenen Handschrift formuliert die Maßlower Künstlerin ihre Sehweise:
„Ich möchte in meinen Bildern die Schönheit der Welt zeigen, wofür es sich lohnt zu leben, gegen all die Hoffnungslosigkeit, Einsamkeit und Verzweiflung des Menschen“. Ihre Kunst berührt.
Andrea Richter-Mahlo