Politische Kunst
Klaus Staeck, geboren 1938, gilt als der bedeutendste Plakatkünstler Deutschlands. Seine Plakate prägten das visuelle Gedächtnis der alten Bundesrepublik. Staeck überzog die Reichen und Mächtigen mit Witz und Häme, entwarf kritische Plakate mit beißenden Slogans zu Themen wie Umweltverschmutzung, sozialer Ungleichheit oder Machtmissbrauch. Er wurde zum engagierten Intellektuellen und Künstler. Nicht zu versuchen, die Verhältnisse zu ändern, hält er für strafbar. Und vor Gericht behielt er immer die Oberhand. Denn er ist selbst Jurist. Staecks Kunst, das sind vor allem Plakate, Postkarten, Aufkleber und Multiples. Mit ihnen bezieht er Position – fast jeder Entwurf enthüllt einen Missstand. Er benutzt bekannte Motive aus der Kunstgeschichte oder aus Werbeanzeigen und collagiert sie mit Pressefotos und sarkastischen Slogans zu politischen Aussagen. Er möchte zum Nachdenken anregen – sein Widerspruchsgeist, sein Humor und seine Fabulierkunst kommen ihm dabei zugute, auch heute noch. So druckte er 2014 „nie mehr amazon“ auf ein Plakat. Mit den Namen „AMAZON“, „FACEBOOK“, „GOOGLE“ und „APPLE“ benannte er im gleichen Jahr Albrecht Dürers vier apokalyptische Reiter (Holzschnitte von 1497/98), unter deren Ansturm die Welt zugrunde geht. Klaus Staeck hat das Plakat zur Kunstform erhoben. Viele seiner Arbeiten brannten sich ins kollektive Gedächtnis der alten Bundesrepublik (1949-1990) ein. Das Plakat „Würden Sie dieser Frau ein Zimmer vermieten?“ etwa entstand im Dürer-Jahr 1971. Es zeigt Dürers Mutter und wurde in Nürnberg anonym plakatiert, als dort eine große Dürer-Gedächtnisausstellung stattfand – zeitgleich zu einem Kongress des Haus- und Grundbesitzer-Vereins. Klaus Staeck wuchs in der ostdeutschen Industriestadt Bitterfeld auf. Dort erlebte er den Volksaufstand vom 17. Juni 1953. Nach der Flucht aus der DDR kam er 1956 nach Heidelberg und studierte Jura. „Da ich aus der DDR kam, war ich per se der politische Mensch. Ich war jemand, der sich einmischen wollte. Der sich nicht abfindet.“ Im Jahr 1968 begann er die künstlerische Zusammenarbeit mit dem Aktionskünstler Joseph Beuys. Fünfzehn Jahre später wird er zum Mitgründer der „Aktion für mehr Demokratie“. Viele seiner Plakate hingen schon bei der Kasseler Kunstschau „documenta“. 1996 wurde er mit dem Gustav-Heinemann-Bürgerpreis ausgezeichnet. „Nicht altersmüde“ findet sich Staeck, der von April 2006 bis Mai 2015 Präsident der Akademie der Künste in Berlin war und heute ihr Ehrenpräsident ist.
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag: 12:00 – 17:00 Uhr