NESA GSCHWEND
Zu sehen waren Arbeiten der 1959 in St. Gallen geborenen, nach Zwischenaufenthalten in Berlin und Indonesien wieder in der Schweiz lebenden Nesa Gschwend.
Die Künstlerin arbeitet mit Eisen und Kupfergeweben, Stäben, Stoffen, Tüchern und Papieren – sie sind mit Öl, Wachs oder auch mit Teer getränkt – und übertüncht diese dann mit Kreide, Asche und Farbpulvern, um sich so dem Archaischen zu nähern, tief in die Vergangenheit einzutauchen, in die Erde einzudringen. Von dort holt sie sich dann die Farben in Braun und hellem Gelb, in Beige, dunklem Grün und Schwarz.
Dazwischen, wie offene Wunden, klaffen bisweilen rote Striche oder rötliche und noch nicht verheilte Narben. Eine solche Serie von Bildern trägt den Titel »Verletzungen« und nimmt Bezug auf die dauernden Schäden, die der Mensch der Erde zugefügt hat.
Ein anderer wichtiger Schwerpunkt in der Ausstellung waren die Bücher, deren Papierseiten anfangs bemalt oder beschrieben, später mit Öl durchtränkt und gebunden wurden, so dass man glaubte, altes Pergament in der Hand zu halten. Diese Bücher verlangen einfach danach, aufgeschlagen und durchgeblättert zu werden, um das Gefühl des Stofflichen voll zu begreifen und dieses im wahrsten Sinn des Wortes zu erfassen. Es ist der Vorgang des Öffnens, Blätterns und Schließens, und er beinhaltet Beginn, Verweilen und Ende. Der ewige Rhythmus.
»Eine eindrucksvolle Ausstellung, eine Beichte nach innen«, schrieb ein Besucher in das Gästebuch der Kunsthalle.
Es ist nicht damit getan, die ausgestellten Arbeiten nur kurz zu betrachten. Die Werke der Künstlerin müssen erfasst werden. Das geht nicht bei einem einmaligen Hinschauen. Ihre ausgestellten Arbeiten müssen genau betrachtet, angefasst werden. Nur so bekommt man Kontakt mit den Werken und mit den Vorstellungen der Künstlerin.
Biografie
1959 in St. Gallen geboren, aufgewachsen in Altstätten SG
Ausbildung zur Schneiderin in St. Gallen
Schauspielstudium in Bologna
1980 Übersiedlung nach Berlin
1983 Studienaufenthalt für Tanz in Indonesien
1986 Übersiedlung nach St. Gallen,
erste Soloperformance
1989 / 1991 Geburt der Kinder, lebt
und arbeitet als bildende Künstlerin
in Boswil AG
1987 Förderbeitrag Kanton St. Gallen
1991 Förderbeitrag Kanton Aargau